Die Entwicklung der Fahrgastzahlen gestaltet sich nach zwei stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahren im Jahr 2022 wieder deutlich positiver. Die wesentlichen Einflussfaktoren, die zu einer starken Nachfragesteigerung im SPNV führen, sind auslaufende Corona-Maßnahmen, das 9-Euro-Ticket und Streckenreaktivierungen nach den Hochwasserschäden im Jahr 2021.

Insgesamt steigt die Zahl der täglichen Einsteiger an Werktagen (montags-freitags) im Jahresdurchschnitt von rund 244.000 im Vorjahr auf 343.000 Fahrgäste. Auf das Jahr gerechnet werden knapp 133 Millionen Personen im SPNV auf dem Gebiet von go.Rheinland befördert. Das entspricht einem Fahrgastwachstum von rund 41 % im Vergleich zum Jahr 2021. Jedoch liegen die Fahrgastzahlen trotz des starken Wachstums immer noch unter den Werten von vor der Pandemie. Etwa ein Viertel der Fahrgäste fehlen dem SPNV weiterhin.

Bei der Betrachtung der einzelnen Monate sieht die Nachfrageentwicklung im Jahresverlauf sehr unterschiedlich aus. Bis März 2022 beeinflussen weiterhin Corona-Maßnahmen die Fahrgastzahlen negativ. Erst mit Aufhebung der 3G-Regelungen und dem Ende der gesetzlichen Home-Office-Pflicht gibt es seit April ein spürbares Fahrgastwachstum.

Nachfrageentwicklung

Einen deutlichen Schub erfährt die Nachfrageentwicklung im Sommer durch das 9-Euro-Ticket in den Monaten Juni bis August. Zum ersten Mal seit Ende 2019 sind überdurchschnittlich viele Fahrgäste im SPNV unterwegs. Jedoch ist anzumerken, dass der Berufsverkehr wenig davon profitieren kann.

Sehr hohe Fahrgastzahlen werden im Freizeitverkehr, insbesondere an den Wochenenden, verzeichnet. Auch ein nachhaltiger Effekt ist nach den drei Monaten nicht erkennbar. Zum Ende des Jahres liegt die Nachfrage weiterhin etwa 10-20 Prozentpunkte unterhalb der Werte von 2019. Demnach hat die Pandemie bisher zu einem anhaltenden Fahrgastverlust geführt.

Durchschnittliche, tägliche Anzahl Fahrgäste je Produktgruppe (Mo-Fr)

Die Wachstumsraten der einzelnen Produktgruppen RE/RB/S-Bahn gestalten sich im Jahr 2022 unterschiedlich. Besonders deutlich sind die Unterschiede zwischen den RE-Linien und der S-Bahn. Während das Fahrgastwachstum bei den RE-Linien bei etwa 57 % liegt, gewinnt die S-Bahn lediglich 33 % im Vergleich zu 2021 hinzu. Die RB-Linien reihen sich mit 43 % im Mittelfeld ein.

Dies lässt sich damit erklären, dass die S-Bahn in den Jahren 2020 und 2021 durch die Corona-Pandemie weniger Fahrgäste verloren hat als der Regionalverkehr. Diese Unterschiede haben sich nun wieder angeglichen.

Deutliche Unterschiede lassen sich auch innerhalb der einzelnen Produktgruppen feststellen. Einige Linien können im Jahr 2022 die Anzahl der Fahrgäste nahezu verdoppeln, während andere Linien nur Wachstumsraten im einstelligen Bereich aufweisen.

Zusammengefasst können alle Linien im Gebiet von go.Rheinland im Jahr 2022 Fahrgäste nach der Corona-Pandemie zurückgewinnen. Jedoch ist auch weiterhin keine der SPNV-Linien auf demselben Niveau wie 2019.

RE-Linien: Durchschnittliche, tägliche Anzahl Fahrgäste (Mo-Fr)

Das deutlichste Wachstum bei den RE-Linien lässt sich bei den langlaufenden, überregionalen Linien erkennen. Dazu zählen vor allem die RRX-Linien, wie beispielsweise der RE 5 mit dem höchsten Wachstum aller Linien von knapp 90 %. Hier zeigt sich die wiederkehrende, hohe Bedeutung des Regionalverkehrs, der während der Corona-Pandemie den höchsten Fahrgastverlust verzeichnete.

Hohe Wachstumsraten können auch die Linien der Eifelstrecke erzielen, auf denen es nach den Hochwasserschäden im Jahr 2021 zu kontinuierlichen Streckenreaktivierungen und damit einhergehenden Fahrgaststeigerungen kommt.

Höchstes Wachstum:

  • RE 5 (88 %)
  • RE 12 (82 %)
  • RE 22 (66 %)

Geringstes Wachstum:

  • RE 8 (27 %)
  • RE 18 (40 %)
  • RE 9 (49 %)

RB-Linien: Durchschnittliche, tägliche Anzahl Fahrgäste (Mo-Fr)

Die Bandbreite der Wachstumsraten ist bei den RB-Linien sehr groß. Besonders deutlich ist der Zuwachs auf der Erftbahn RB 38 mit über 83 %. Dies liegt daran, dass die Linie wieder uneingeschränkt zwischen Köln und Bedburg verkehren kann. 2021 war der Linienverlauf aufgrund von Bauarbeiten in Köln-Deutz auf den Abschnitt Horrem-Bedburg begrenzt.

Hohe Nachfragesteigerungen gibt es auch, wie bei den Linien RE 12 und 22, auf der RB 24, wo kontinuierliche Streckenreaktivierungen in der Eifel Angebotserweiterungen möglich machen.

Mit 65 % Wachstum liegt die RB 27 auf einem ähnlichen Niveau wie die RB 24. Maßgebliche Ursachen sind hierfür jedoch Einschränkungen durch Baustellen auf der rechten Rheinstrecke bei der parallel laufenden Linie RE 8.

Ein nur geringes Wachstum können hingen die Linien RB 20 und RB 34 im Bereich des AVV erzielen. Bei der RB 20 lässt sich dies vor allem durch anhaltende Streckensperrungen in Stolberg und Eschweiler durch das Hochwasser 2021 erklären.

Höchstes Wachstum:

  • RB 38 (83 %)
  • RB 24 (68 %)
  • RB 27 (65 %)

Geringstes Wachstum:

  • RB 20 (3 %)
  • RB 34 (4 %)
  • RB 39 (27 %)

S-Bahn-Linien: Durchschnittliche, tägliche Anzahl Fahrgäste (Mo-Fr)

Auch im S-Bahn-Verkehr entwickelt sich die Nachfrage auf den einzelnen Linien unterschiedlich. Besonders stark ist das Wachstum auf der S 23, was vor allem an den reaktivierten Streckenabschnitten zwischen Bonn und Euskirchen nach den Hochwasserschäden 2021 liegt.

Die S-Bahn-Linien S 11, S 12 und S 19 können mit etwa 34 bis 39 % ein ähnliches Wachstum erzielen. Einzig die S 6 liegt mit rund 12 % auf einem niedrigeren Niveau. Sie ist damit die Linie mit dem wenigsten Zugewinn im S-Bahn-Verkehr. Hauptursache sind hier betriebliche Einschränkungen. Die Teilung der Linie durch die Baustelle in Leverkusen und häufige Ausfälle durch Personalengpässe führen zu deutlichen Angebotseinschränkungen auf dem südlichen Ast im go.Rheinland-Gebiet und damit zu niedrigen Fahrgastzahlen.

Höchstes Wachstum:

  • S 23 (51 %)
  • S 19 (39 %)

Geringstes Wachstum:

  • S 6 (12 %)
  • S 11 (34 %)

Hier finden Sie die letztjährigen Berichte zu den Fahrgastzahlen zum Downloaden: