Verschärfung der Verspätungssituation

Nachdem die Zugverspätungen im go.Rheinland-Gebiet von 2018 bis 2020 um rund 26 % abgenommen hatten, lässt sich seit dem Jahr 2021 eine spürbare Verschärfung der Verspätungssituation feststellen.

Das vergleichsweise gute Jahr 2020 (Durchschnittsverspätung 1:41 Minuten) war geprägt durch den Corona-Sonderfahrplan zwischen März und Juni. In dieser Zeit wurde ein geringeres Leistungsangebot gefahren, daher kam es zu weniger Trassenkonflikten. Außerdem gab es während der Pandemie weniger Fahrgäste, daher verkürzten sich die Fahrgastwechselzeiten. In der Folge stieg die Pünktlichkeit deutlich an.

Seit dem Herbst des Jahres 2021 kommt es zu einem spürbaren Anstieg der Verspätungen im go.Rheinland - Gebiet. Das Jahr 2022 weist nun mit 3:05 Minuten eine um 84 % höhere durchschnittliche Verspätung auf als das Jahr 2020. Die „positiven“ Corona-Effekte lassen nach. Hinzu kommt, dass in den Monaten Juni, Juli und August das 9-Euro-Ticket eine deutliche Steigerung der Fahrgastnachfrage verursacht hat. Das Bahnsystem stieß in dieser Zeit insbesondere an den Wochenenden an seine Grenzen, was zu langen Fahrgastwechselzeiten an den Bahnhöfen führte und damit zu hohen Verspätungen, die sich nun an den Jahreswerten ablesen lassen.

Gleichzeitig wirken sich die immer komplexer werdenden Baustellen negativ auf das Gesamtsystem aus. Auch das Unwetter „Bernd“ im Juli 2021 hat weiterhin einen negativen Einfluss. Die Wiederherstellung der beschädigten Infrastruktur löst eine Reihe von zusätzlichen Baumaßnahmen aus. Die Hauptgründe für Verspätungen entstehen weiterhin durch Netzüberlastungen, Trassenkonflikte und Verspätungsübertragungen an den zentralen Bahnknoten in Köln, Bonn und Aachen sowie auf den überlasteten Streckenabschnitten.

In den Jahren 2021 und 2022 Zunahme der Verspätung in allen Produktgruppen

  • RE-Linien: Durchschnittsverspätung von 4:17 Minuten im Jahr 2022, Verschlechterung im Vergleich zu 2020 um 119 %.
  • RB-Linien: Durchschnittsverspätung von 2:58 Minuten im Jahr 2022, Verschlechterung im Vergleich zu 2020 um 73 %.
  • S-Bahn: Durchschnittsverspätung von 2:14 Minuten im Jahr 2022, Verschlechterung im Vergleich zu 2020 um 59 %.
  • Besonders niedrige Durchschnittsverspätung im Jahr 2020, in erster Linie aufgrund des teils eingeschränkten Angebots und der geringeren Fahrgastnachfrage während der Corona-Pandemie.
  • Verschärfung ab dem Jahr 2021 in erster Linie aufgrund des Wegfalls der positiven Corona-Effekte sowie einer Zunahme komplexer Baustellensituationen, insbesondere ab dem Herbst des Jahres 2021.

Deutliche Verspätungszunahme ab Herbst 2021, schwächste Werte während des 9-Euro-Tickets

  • Erster Peak der Verspätungen im Juli 2021, auch aufgrund des Unwetters „Bernd“
  • In der Folge: Zunahme der Baustellen, auch als Folge des Unwetters „Bernd“, aber auch generell hohes Maß an Bautätigkeit.
  • Außerdem: vorsichtige Erholung der coronabedingt gesunkenen Fahrgastnachfrage, dadurch wieder mehr Fahrgäste.
  • Beginn der deutlichen Verschlechterung im Herbst des Jahres 2021.
  • Verspätungswerte insbesondere im November (3:33 Min) auffallend hoch. Hier kam in der 44. Kalenderwoche zu der allgemein schwierigen Lage eine große ESTW-Störung in Köln hinzu.
  • Im Jahr 2022 setzt sich der Trend fort, mit dem Tiefpunkt im Monat Juni (4:21 Minuten), gefolgt von den Monaten Juli und August. In diesen drei Monaten galt das 9-Euro-Ticket, was zu einer deutlichen Zunahme an Fahrgästen geführt hat. Das Bahnsystem stieß insbesondere an den Wochenenden an seine Grenzen, was zu langen Fahrgastwechselzeiten an den Bahnhöfen führte.
  • Seitdem langsam fallende Verspätungswerte, aber noch immer auf einem hohen Niveau.
  • Deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr (von 2:05 Minuten im Jahr 2021 auf 3:05 Minuten im Jahr 2022, +48 %).

Alle RE-Linien verschlechtert, zum Teil sogar sehr deutlich

  • Sehr starke Verschlechterung bei den RRX-Linien 1, 4, 5 und 6. Wichtige Gründe für die Verspätungszunahme sind die schwachen Pünktlichkeitswerte in den Monaten des 9-Euro-Tickets Juni bis August 2022.
  • RE 7: Im Jahr 2021 zunächst große Probleme in Zusammenhang mit den Stürmen „Tristan“ im Februar sowie „Hendrik“ und „Ignaz“ im Oktober 2021, außerdem vermehrte Bautätigkeit, die für Verspätungen auf der Wupper-Achse sorgt. Im Jahr 2022 sind die 9-Euro-Ticket Monate Juni bis August deutlich schwächer als der Rest des Jahres, insbesondere da am Endbahnhof Krefeld aufgrund kurzer Wendezeiten kein vollständiger Verspätungsabbau möglich ist und die Züge daher Verspätungen aus der vorherigen Fahrt „mitnehmen“.
  • RE 8 ebenfalls verschlechtert. Ein Grund ist die Sperrung des Horchheimer Tunnels in Rheinland-Pfalz ab Juli 2021. Dadurch Änderung der Linienführung und Verspätungsanfälligkeit im Knoten Koblenz. Generell sehr hohes Baustellengeschehen auf der Rheinstrecke.
  • Vergleichsweise moderat verschlechterte Werte gegenüber 2020 auf den Linien RE 8, RE 9, RE 12 und RE 22.
  • Vergleichsjahr 2020: Geringere Nachfrage sowie teils eingeschränktes Angebot aufgrund der Corona-Pandemie sorgen für ausgesprochen niedrige Verspätungswerte im Jahr 2020. Dies ist bei der vergleichenden Bewertung der Jahre 2021 und 2022 zu berücksichtigen.

RB-Linien spürbar verschlechtert

  • Schwache Werte und deutliche Verspätungszunahme auf den Linien RB 26 und RB 48: Hohes Baustellengeschehen auf der Rheinstrecke, Trassenkonflikte mit dem Güterverkehr.
  • RB 34 strukturell eher schwach, da die Wendezeiten an beiden Enden kurz bemessen sind und Verspätungen somit kaum aufgeholt werden können. Hinzu kommen mögliche Trassenkonflikte im Abschnitt Mönchengladbach Hbf – Rheydt mit verspäteten Zügen der Linien RE 4 oder RB 33 oder dem Güterverkehr. Im Jahr 2022 zunehmend Probleme mit der Signaltechnik und dem Stellwerk.
  • RB 27 ebenfalls spürbar verschlechtert. Hintergrund ist die Sperrung des Horchheimer Tunnels in Rheinland-Pfalz ab Juli 2021. Dadurch Änderung der Linienführung und Verspätungsanfälligkeit im Knoten Koblenz. Außerdem sehr hohes Baustellengeschehen auf der rechten Rheinstrecke.
  • Verspätungssituation auf den Hauptachsen, insbesondere der linken Rheinstrecke zwischen Köln und Bonn, sehr angespannt. Dies betrifft neben den Linien RB 26 und RB 48 auch die Linien RB 24 und RB 30.
  • Die besten Pünktlichkeitswerte gibt es auf der Linie RB 20.
  • Vergleichsjahr 2020: Geringere Nachfrage sowie teils eingeschränktes Angebot aufgrund der Corona-Pandemie sorgen für ausgesprochen niedrige Verspätungswerte im Jahr 2020. Dies ist bei der vergleichenden Bewertung der Jahre 2021 und 2022 zu berücksichtigen.

Deutliche Verschlechterung der Pünktlichkeit auf der S-Bahn Köln

  • negativer Trend seit 2016 (Ausnahme 2020).
  • Dennoch: S-Bahn ist Produktgruppe mit den geringsten Verspätungen.
  • Leistungsvolumen der S-Bahn Köln wurde in den letzten Jahren sukzessive ausgebaut bei gleichbleibendem Fuhrpark, dadurch: u. a. verkürzte Wendezeiten, engere Instandhaltungskorridore. Außerdem umfangreiches Baustellengeschehen und hohe Auslastung des Netzes im Knoten Köln. Einsatz von vergleichsweise alten Fahrzeugen der Baureihe ET 420, die inzwischen schadensanfällig sind. Oftmals verursachen sie Haltezeitenüberschreitungen, was zu Verspätungen im gesamten Netz führt. Zu den Baustellen kommen zunehmend behördlich angeordneten kurzfristige Sperrungen (bspw. aufgrund Personen im Gleis) hinzu.
  • Nicht von diesen Entwicklungen betroffen ist die Linie S 23, die nicht in Köln, sondern als vareo-Linie zwischen Bonn und Euskirchen verkehrt. Dadurch ist diese Linie weder von den Beeinträchtigungen des Knotens Köln noch von der Fahrzeugproblematik betroffen und weist eine konstant gute Pünktlichkeit auf.
  • Vergleichsjahr 2020: Geringere Nachfrage sowie teils eingeschränktes Angebot aufgrund der Corona-Pandemie sorgen für ausgesprochen niedrige Verspätungswerte im Jahr 2020. Dies ist bei der vergleichenden Bewertung der Jahre 2021 und 2022 zu berücksichtigen.

Hier finden Sie die letztjährigen Berichte zur Pünktlichkeit im SPNV zum Downloaden: