Sicherheit und Personalbesetzung

Eine hohe Sicherheit im Öffentlichen Verkehr ist für viele Fahrgäste von großer Bedeutung. Die Verkehrsunternehmen und go.Rheinland möchten diese durch diverse Vorgaben und Maßnahmen sichern. Durch das Corona-Virus geriet der öffentliche Personennahverkehr im Jahr 2020 in eine schwere Krise. Die aufgrund der coronabedingten Einschränkungen getroffenen Maßnahmen, wie beispielsweise die Umstellung auf Homeoffice oder die Verringerung der Arbeitszeiten sowie die Vermeidung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sorgte für einen massiven Rückgang der Fahrgastzahlen im Personennahverkehr. Nun geht es für die Branche verstärkt darum, die Fahrgäste wieder zurückzugewinnen und Vertrauen in den Nahverkehr zu erzeugen. Neben einem zuverlässigen Verkehrskonzept und einem kundenfreundlichen Tarifsystem spielt hier vor allem das Thema Sicherheit eine große Rolle.

Vor allem die subjektive, individuell wahrgenommene Sicherheit der Fahrgäste nimmt einen großen Einfluss auf die Entscheidung zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder zum Betreten von Verkehrsräumen, wie Bahnhöfen oder Stationen. Die objektive Sicherheit kann hier sicherlich positiv auf das subjektive Sicherheitsempfinden einwirken. Einen großen Faktor spielen dabei der Einsatz und die Präsenz des Zugbegleit- und Sicherheitspersonals. Ergänzt wird der personelle Einsatz durch technische Einrichtungen, wie beispielsweise dem Einsatz von modernen Kameras.

So wurden verschiedene Projekte im go.Rheinland-Gebiet sowie NRW-weit in Zusammenarbeit mit den benachbarten Aufgabenträgern geplant und umgesetzt. Die steigenden Fahrgastzahlen und die Kundenumfragen verdeutlichen, dass die aktuellen Konzepte und Wege ihre Wirksamkeit zeigen.

In den nachfolgenden Kapiteln wollen wir die jeweiligen Maßnahmen zusammenfassend darstellen und somit einen Überblick die Aktivitäten im Bereich Sicherheit geben. Neben den Projekten und Maßnahmen zur Steigerung der subjektiven und objektiven Sicherheit in den Fahrzeugen und an den Stationen spielt die go.Rheinland GmbH eine wichtige Rolle bei der Planung zum An- und Abreiseverkehr von Großveranstaltungen, wie u.a. dem Karneval, Konzerten oder Messen. Hinzu kommen durch die im go.Rheinland-Gebiet vertretenen Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen und 1.FC Köln Fußballspiele mit einem hohen nationalem und internationalem Zuschauerandrang. Hier bedarf es einer gezielten Fahrgastlenkung zur Entlastung und Aufrechterhaltung des Regelverkehrs.

Als Aufgabenträger hat die go.Rheinland GmbH das Ziel, einen leistungsfähigen und kundenorientierten SPNV zu schaffen. Durch die Vorgaben, welche die go.Rheinland GmbH in den Verkehrsverträgen gewisser Linien oder gesamter Netze setzt, soll dieses Ziel erreicht werden. Für den Themenbereich Sicherheit werden hier u.a. folgende Normen vorgegeben:

  • Zugbegleitquote
  • technische Ausstattung in den Fahrzeugen
  • Fahrzeugdesign
  • Fahrzeugeinrichtung

Die Zugbegleitquote stellt einen essenziellen Eckpfeiler für die subjektive wie objektive Sicherheit und der damit einhergehenden Sicherheit im Zug dar. In Abhängigkeit der Erkenntnisse aus den Auswertungen der sicherheitsrelevanten Vorfälle wird stetig versucht, einen adäquaten finanzierbaren Einsatz von Sicherheitspersonal zu schaffen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen heraus wurde so im Kölner S-Bahn-Netz eine Doppelstreife von Sicherheitspersonal in den Abendstunden veranlasst. In den aktuellen Verkehrsverträgen werden zumeist tagsüber ein Zugbegleiter und in den Nächten vor Samstagen, Sonntagen und Feiertagen zwei Zugbegleiter je Fahrt gefordert.

Einen weiteren Sicherheitsbaustein stellen die Videoanlagen in den SPNV-Fahrzeugen dar. Sie ermöglichen die Strafverfolgung von bereits erfolgten Taten und dienen zudem der präventiven Abschreckung möglicher Täter. Mitentscheidend für eine Nachverfolgung von Straftaten ist auch die Speicherdauer der Aufnahmen, welche in NRW derzeit 72 Stunden beträgt.

In NRW sind aktuell ca. 90 % aller Fahrzeuge mit Videokameras ausgestattet. Das langfristige Ziel ist 100 % und hierdurch eine Erhöhung der präventiven Sicherheit sowie der Strafverfolgung.

In allen Neufahrzeugen, welche die go.Rheinland GmbH über Ausschreibungen seit dem Jahr 2008 bestellt hat, sind Videoaufzeichnungssysteme vorhanden. Zudem wurden im Jahr 2014 die S-Bahn-Fahrzeuge nachgerüstet. Die Aufzeichnungen entsprechen den Datenschutzbestimmungen und der Zugriff ist ausschließlich durch polizeiliche Anfragen und Auswertungen möglich.

In den SPNV-Ausschreibungen werden von der go.Rheinland GmbH eine Fahrzeugausstattung und ein Design gefordert, das ein angenehmes und offenes Erscheinungsbild in den Zügen garantiert. Der Einsatz von sichtdurchlässigen Glaswänden und -türen ist ein Mittel, dem Fahrgast ein positives subjektives Sicherheitsgefühl zu geben.

Dabei sind Trennwände transparent zu gestalten und Türen müssen einen ausreichend breiten Durchgang ermöglichen. Innerhalb eines Triebwagens bzw. zwischen den einzelnen Wagen eines Zuges ist eine Durchgangsmöglichkeit mit größtmöglicher Transparenz vorzusehen. Die Ausleuchtung soll eine helle und freundliche Innenraumgestaltung unterstützen. Die Beleuchtung soll dabei blendfrei ausgeführt werden und eine gleichmäßige Ausleuchtung des Innenraums gewährleisten. Ziel ist die Vermeidung dunkler Ecken und die Verbesserung der subjektiven Sicherheit.

Sicherheitsprojekte

Im Rahmen der Mobilitätswende ist es das Ziel, ein besseres Mobilitätsangebot zu machen, mit dem das persönliche Mobilitätsbedürfnis adäquat zu jeder Zeit befriedigt werden kann und den ÖPNV zu einer echten Alternative zum motorisierten Individualverkehr auszubauen. Neben dem Fahrtangebot und einem einfachen, bezahlbaren Tarif spielt ebenfalls das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste zur Steigerung der Attraktivität des ÖPNV eine große Rolle. So wurden in diesem Zusammenhang am 01.12.2022 die Sicherheitsteams NRW eingeführt.

Hierfür haben sich die AT mit dem KCS abgestimmt und Parameter für den Einsatz von Sicherheitsteams erarbeitet. Insgesamt werden 10 Teams eingesetzt, wobei ein Team aus zwei Mitarbeitern besteht. Die Mitarbeiter verfügen über eine dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Schutz- und Sicherheit und über Erfahrung im Bereich des SPNV. Somit verfügen die Sicherheitsmitarbeiter über einen für die Branche sehr hohen Ausbildungsstandard. Dies soll nochmals für eine besondere Qualität in der Ausübung der Tätigkeit sorgen. Der Einsatz erfolgt AT-übergreifend in ganz NRW auf allen Linien der EVU. Um die Präsenz in bestimmten Gefährdungsräumen zu erhöhen, erfolgt der Einsatz dabei lageorientiert in Korridoren. Die Ermittlung der Lage erfolgt dabei auf Basis der Eintragungen in die Sicherheitsdatenbank NRW, Informationen der Bundespolizei und Meldungen weiterer Sicherheitspartner.

Zu den Ausstattungsmerkmalen des Sicherheitspersonals gehören u.a. Bodycams. Diese dienen neben der präventiv deeskalierenden Wirkung ebenfalls bei sicherheitsrelevanten Vorfällen der Beweissicherung und effektiveren Strafverfolgung. Grundlage für den Einsatz der Bodycams bildet hier der Bodycam-Pilot im go.Rheinland-Gebiet von 2018 – 2020 und die daraus resultierenden Empfehlungen für den regelmäßigen Einsatz von Sicherheits-, ggf. auch Zugbegleitpersonal mit Bodycams im SPNV sowie Unterlagen zur Personalschulung entwickelt.

Sicherheitsteams NRW, © Fokus Bahn

Die Sicherheitsdatenbank NRW der nordrhein-westfälischen Aufgabenträger bildet sicherheitsrelevante Vorfälle ab, welche von den Mitarbeitenden der EVU und dem Sicherheitspersonal an den Stationen erfasst werden. Die hiermit gewonnenen Daten sollen für statistische Zwecke einen Überblick zur Lagebilderstellung für ganz NRW geben, für den gezielten Einsatz von Service- und Sicherheitskräften genutzt sowie zur Entwicklung von Präventionsstrategien aufbereitet werden. Die Ereignisse werden in die Rubriken Auffälligkeiten, Ordnungswidrig­keiten und Straftaten aufgegliedert. Hierdurch können entsprechend der jeweiligen Entwicklung gezielte Maßnahmen getroffen werden.

Sicherheitsdatenbank NRW

Die von den Aufgabenträgern in NRW finanzierte Maßnahme des präventiven Beförderungsausschluss zielt darauf ab, Personen, insbesondere polizeibekannte Straftäter, aus dem Bahnverkehr auszuschließen, welche eine Gefahr für die Fahrgäste darstellen. Somit besteht für eine Person, gegen welche ein solcher präventiver Beförderungsausschluss und ein Aufenthaltsverbot an Stationen ausgesprochen wurde trotz gültigen Fahrausweises keine Möglichkeit, sich in einer Station oder in einem Fahrzeug aufzuhalten. Sollte sich die Person diesem Verbot widersetzen, begeht diese die Straftat des Hausfriedensbruchs, welche beanzeigt und mit den entsprechenden Konsequenzen geahndet wird.

Durch die seit dem Jahr 2020 in NRW bestehende Maßnahme wird die objektive und subjektive Sicherheit sowohl der Fahrgäste sowie des Zugbegleitpersonals gesteigert.

Im vertraglichen Rahmen von Sonderverkehrsleistungen zu Sonderveranstaltungen im SPNV in den Gebieten der NRW-Aufgabenträger werden ebenfalls Sonderleistungen an den Spieltagen der ersten drei Ligen eingesetzt. Die von den drei Aufgabenträgern in NRW finanzierten Fußballzusatzzüge werden durch die Bundespolizei angeregt und durch das Unternehmen TRI ausgeführt. Durch die Sonderfahrten sollen die Fahrzeugauslastung des Regelverkehrs entlastet, der Regelfahrplan eingehalten und die Fußballfans unabhängig von den sonstigen Fahrgästen transportiert werden.

Nicht nur in den Fahrzeugen, sondern auch an den Stationen werden Maßnahmen umgesetzt, um die Sicherheit für die Fahrgäste im SPNV zu erhöhen. In diesem Zusammenhang haben sich das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, die NRW-Aufgabenträger und die DB Station&Service AG darauf verständigt bis zum Jahr 2024 jeden drit­ten Bahnhof in NRW mit moderner Videotechnolo­gie auszustatten.  Entsprechend investiert das Land NRW rund 10 Mio. Euro in insgesamt 100 Bahnhöfe. Der Betrieb der neuen Videoanlagen erfolgt im Anschluss durch die NRW-Aufgabenträger.

Neben technischen Einrichtungen werden ebenfalls Maßnahmen umgesetzt, um Stationen sauberer zu gestalten und nicht zu sogenannten „Furchtorten“ werden zu lassen. So geht die go.Rheinland GmbH in Zusammenarbeit mit der DB Station&Service AG gezielt gegen Verunreinigungen durch Graffiti vor. Im Rahmen der Maßnahme „Kunstgraffiti“ werden gemeinsam ausgewählte Stationen ausgesucht und durch Graffitikünstler neugestaltet. Mehr zu dieser Maßnahme wird in dem Kapitel Stationsqualität - Graffiti ausgeführt.

Videoüberwachung am Bahnsteig

Beim Thema Sicherheit ist eine gute Vernetzung entscheidend. Nur wer in Problemsituationen die richtigen Ansprechpartner und Experten kennt, kann schnell und effektiv reagieren. Daher ist die go.Rheinland GmbH Bestandteil eines NRW- und bundesweiten ÖPNV-Sicherheit-Netzwerkes, welches u.a. aus folgenden Arbeitskreisen besteht:

  • Landesweiter Arbeitskreis Sicherheit NRW
  • Runder Tisch Corona/Qualitätsforum
  • Unterausschuss Security des VDV
  • UEFA EURO 2024 – AK Sicherheit & Mobilität

Hier finden Sie die letztjährigen Berichte zur Sicherheit im SPNV zum Downloaden: