Rückgang bei den Zugausfällen

Aufgrund des seit einigen Jahren ausgeprägten Baugeschehens ist der Anteil der Zugausfälle im go.Rheinland auf ein hohes Niveau gestiegen. Im Jahr 2020 kommen außerdem direkt oder indirekt durch die Corona-Pandemie bedingte Zugausfälle ("Corona-Fahrplan") hinzu. Das Unwetter Bernd im Juli, mit den Ausfällen während des Ereignisses sowie der teilweise bis heute gesperrten Infrastruktur führt im Jahr 2021 zu neuen Höchstwerten beim Zugausfall. Im Jahr 2022 stabilisiert sich das Ausfallgeschehen. Ein positiver Trend konnte leider nicht erreicht werden.

Die direkt durch den Corona-Sonderfahrplan während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 verursachten Zugausfälle sind in den Grafiken farblich markiert und machen etwa 38 % der Ausfälle im Jahr 2020 aus. Darüber hinaus stieg das Risiko für Zugausfälle durch Personalmangel im SPNV (Quarantäne, schnellere Krankmeldung bei Erkältung, Kinderbetreuung etc.).

Personalengpässe stellen für die Verkehrsunternehmen aktuell ohnehin eine große Herausforderung dar. Bis zum 2025 werden allein in Nordrhein-Westfalen etwa 1.200 neue Lokführer/innen benötigt. Um dieser Herausforderung zu begegnen, engagiert sich go.Rheinland gemeinsam mit dem Land NRW, den anderen SPNV-Aufgabenträgern und den Eisenbahnverkehrsunternehmen bei Fokus Bahn NRW. Diese Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, unternehmensübergreifend Lösungen für den Fachkräftemangel und andere Herausforderungen im Schienenverkehr zu entwickeln. Darüber hinaus werden in aktuellen Verkehrsverträgen ambitionierte Mindestwerte zu Ausbildungsquoten vorgegeben.

Für das go.Rheinland-Gebiet insgesamt lässt sich für 2022 eine Verbesserung feststellen. Die durchschnittlichen Zugausfälle sinken um 28,98 %, von 13,35 % im Jahr 2021 auf 9,48 % im Jahr 2022.

Zugausfall im go.Rheinland-Gebiet nach Produktgruppen

  • Alle drei Produktgruppen RegionalExpress (RE), RegionalBahn (RB) und S-Bahn haben sich gegenüber 2020 verbessert, am deutlichsten sinken die Ausfälle bei den RE-Linien.
  • Hintergrund für das insgesamt hohe Niveau ist in erster Linie die ausgeprägte Bautätigkeit im Schienennetz. Im Jahr 2021 sind etwa 33 % der Ausfälle direkt durch Baumaßnahmen (außer Wiederaufbau nach Unwetter „Bernd“) bedingt, im Jahr 2022 sind es sogar ca. 48 %.
  • Zunehmend müssen Zugleistungen aufgrund fehlenden Personals entfallen. Hiermit sind in erster Linie fehlende Zugführer gemeint. Aber auch der Personalmangel in den Bereichen Werkstatt und Leittechnik wirkt sich negativ auf die Qualität aus. Im Jahr 2022 können fast 18 % der Zugausfälle dieser Ursache zugeordnet werden.
  • Die deutliche Zunahme der Zugausfälle speziell im Jahr 2021 ist hauptsächlich Unwetter „Bernd“ im Juli 2021 geschuldet. 32 % der Ausfälle sind bedingt durch die Betriebseinstellung während des Ereignisses oder durch beschädigte Infrastruktur in der Folge des Unwetters. Linien, die auf Strecken verkehren, die durch die Unwetterschäden weiterhin beeinträchtigt und nicht nutzbar sind (bspw. RB 20, RB 24), haben zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte für 2022 ein.
  • Für etwa 32 % der Zugausfälle im Jahr 2022 werden Ersatzverkehre angeboten.

RE-Linien – nahezu alle können sich im Jahr 2022 stabilisieren, teilweise sogar deutlich verbessern

  • Baustellenbedingte Ausfälle auf hohem Niveau und weiter zunehmend. Im Jahr 2022 keine zusätzlichen großen Störfaktoren wie Corona (2020) und Unwetter „Bernd“ (2021).
  • Die Linien RE 12 und RE 22 waren im Jahr 2021 intensiv durch das Unwetter „Bernd“ betroffen, es kam zu Streckensperrungen und Zugausfällen mit Bus-Ersatzverkehr mit Schwerpunkt zwischen Euskirchen und Trier. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 haben diese Linien einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte für 2022 ein.
  • RE 4: Unterspülung der Gleise / Hangrutsch nach Regenfällen im Juni 2021, dadurch Gleissperrung zwischen Geilenkirchen und Herzogenrath bis November. Zugausfälle mit Bus-Ersatzverkehr zwischen Aachen und Herzogenrath.
  • RE 6: Zunahme der Ausfälle im Jahr 2022, einerseits baustellenbedingt (Streckensperrungen aufgrund Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik, andererseits zunehmend Probleme bei der Bereitstellung des Zugpersonals).
  • RE 8: Wiederkehrende Dauerbaustelle zum Ausbau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn Beuel / Oberkassel.
  • Etwa 35 % der RE-Ausfälle im Jahr 2022 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt, etwa 31 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen.
  • Etwa 37 % der RE-Ausfälle im Jahr 2021 sind bedingt durch Unwetter „Bernd“ (Ausfall während des Ereignisses oder Ausfälle aufgrund beschädigter Infrastruktur in der Folge des Unwetters).
  • Etwa 51 % der RE-Ausfälle im Jahr 2020 sind bedingt durch den Corona-Sonderfahrplan während der ersten Corona-Welle.

RB-Linien – unterschiedliche Entwicklung auf den verschiedenen Linien

  • Besonders auffällig: RB 20 und RB 24 wurden stark durch das Unwetter Bernd beeinträchtigt. Auch im Nachgang an das Unwetter konnten Streckenabschnitte nicht befahren werden, sodass die Züge ausfallen mussten und ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet wurde. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 haben diese Linien einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte für 2022 ein.
  • RB 33: Die hohen Werte aus dem Jahr 2021 sind durch Flutschäden (Hangrutsch) zwischen Herzogenrath und Geilenkirchen bedingt. Im Jahr 2022 gibt es auf dieser Linie Probleme mit der Verfügbarkeit von Triebfahrzeugführern.
  • RB 38: Brückenbauarbeiten Köln Deutzer Feld führten im ersten Halbjahr 2021 zu Zugausfällen zwischen Horrem und Köln.
  • Auch im Jahr 2022 weiterhin viele Ausfälle auf der RB 48. Hauptgründe sind diverse Bauarbeiten im Raum Köln-Bonn im Juni 2022 sowie die Beseitigung von Unwetterschäden auf dem Streckenabschnitt nach Wuppertal.
  • RB 25: Viele Baustellen, beispielsweise Brückenerneuerungen in Dieringhausen und in Brügge, sowie fehlendes Zugpersonal.
  • Die RB 30 ist weiterhin von Einschränkungen der Infrastruktur aufgrund des Unwetters „Bernd“ betroffen, außerdem kommen zunehmend Personalprobleme hinzu.
  • RB 27: Wiederkehrende Dauerbaustelle zum Ausbau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn Beuel / Oberkassel.
  • RB 21: Sperrungen aufgrund von Brückenbauarbeiten zwischen Tetz und Linnich.
  • Etwa 44 % der RB-Ausfälle im Jahr 2022 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt, etwa 27 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen.
  • Etwa 34 % der RB-Ausfälle 2021 sind bedingt durch Unwetter „Bernd“ (Ausfall während des Ereignisses oder Ausfälle aufgrund beschädigter Infrastruktur in der Folge des Unwetters).
  • Etwa 38 % der RB-Ausfälle im Jahr 2020 sind bedingt durch den Corona-Sonderfahrplan während der ersten Corona-Welle.

Deutlicher Rückgang der Ausfälle – mit Ausnahme der S 6

  • Alle Linien außer die S 6 haben sinkende Ausfallzahlen zu verzeichnen. Die wichtigsten Ausfallursachen der S-Bahn Köln (S 6, S 11, S 12, S 13) aus den Vorjahren, nämlich die oben angesprochenen direkt oder indirekt coronabedingten Ausfälle, der Streik der Lokführer sowie die hohe Anzahl an Baumaßnahmen, bspw. an der Leit- und Sicherungstechnik (Elektronisches Stellwerk Köln Hbf), kommen im Jahr 2022 nicht im gleichen Maße zu tragen.
  • Deutliche Zunahme der Ausfälle auf der S 6. Hauptgründe: Baustelle Leverkusen Chempark - Köln-Worringen seit Juli 2022 und reduziertes Angebot wegen Personalmangel ab Oktober 2022.
  • Die S 23 war 2021 intensiv durch das Unwetter „Bernd“ betroffen, es kam zu Streckensperrungen und Zugausfällen mit Bus-Ersatzverkehr mit Schwerpunkt zwischen Rheinbach, Euskirchen und Bad Münstereifel. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 hat diese Linie einen entsprechend reduzierten Fahrplan erhalten. Diese Angebotsreduzierungen gehen statistisch nicht als Ausfall in die Jahreswerte für 2022 ein.
  • Etwa 61 % der S-Bahn-Ausfälle im Jahr 2022 sind direkt durch Baumaßnahmen bedingt, etwa 17 % sind auf fehlendes Zugpersonal zurückzuführen.
  • Etwa 27 % der S-Bahn-Ausfälle 2021 sind bedingt durch Unwetter „Bernd“ (Ausfall während des Ereignisses oder Ausfälle aufgrund beschädigter Infrastruktur im Nachgang des Unwetters).
  • Etwa 28 % der S-Bahn-Ausfälle im Jahr 2020 sind bedingt durch den Corona-Sonderfahrplan während der ersten Corona-Welle.

Hier finden Sie die letztjährigen Berichte zum Thema Zugausfälle zum Downloaden: