Aus der Grundlagenuntersuchung Mobilität leiten sich eine Reihe von Handlungsempfehlungen ab. Auf dieser Seite finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Eine ausführliche Auflistung der Handlungsempfehlungen finden Sie im Endbericht der Grundlagenuntersuchung Mobilität.

Das Kerngeschäft, den öffentlichen Verkehr ausbauen

  • 1. SPNV-Angebot erweitern
    • Taktverdichtungen: Engpässe im SPNV-Angebot können durch häufigere Abfahrten behoben werden. Linien auf stark frequentierten Strecken sind zu priorisieren.
    • Neubaustrecken: Neben Taktverdichtungen sind neue Strecken erforderlich, um Regionen mit unzureichendem ÖPNV-Angebot anzubinden. Der Neubau der Revierbahn West zwischen Aachen, Jülich und der Erftachse ist hierbei ein positives Beispiel.
    • Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren: Durch den langwierigen Prozess zwischen Konzeption und Inbetriebnahme von ÖV-Projekten geht wertvolle Zeit verloren. Es wird daher empfohlen, Maßnahmen zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren zu ergreifen, um Engpässe rasch zu beheben.
  • 2. Schnellbus-Angebot ausbauen
    • 2. Schnellbusnetz optimieren und ausbauen: Die Effektivität von Schnellbuslinien in der Überbrückung von SPNV-Engpässen sowie der Schaffung eigenständiger Verbindungen wird durch die Reisezeitanalyse untermauert. Besonders in weniger dicht besiedelten Kreisen verkürzen Schnellbusverbindungen die Reisezeiten im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr erheblich.
    • Die Abbildung zeigt beispielhaft die Reisezeitverhältnisse zwischen Hellenthal und allen anderen Gemeindezentren in go.Rheinland. Ein Großteil der Gemeinden, die von Hellenthal über das Schnellbusnetz erreicht werden können, sind vergleichsweise gut mit dem ÖPNV erreichbar.

      Reisezeitverhältnis zwischen Hellenthal und den übrigen Gemeindezentren im go.Rheinland-Gebiet

      Reisezeitverhältnis zwischen Hellenthal und den übrigen Gemeindezentren im go.Rheinland-Gebiet

    • Fortsetzung und Ausbau der Förderung: Es wird empfohlen, die Finanzmittel für die Förderung von regionalen Schnellbuslinien fortzusetzen und bei Möglichkeit weiter auszubauen, um die Potenziale des Schnellbusses optimal zu nutzen.
    • Gezielte Gutachten zur Optimierung: Vertiefende Untersuchungen sollten sich mit den Linienführungen und Haltestellen der Schnellbusse auseinandersetzen, um Möglichkeiten zur Beschleunigung sowie zur nahtlosen Anbindung an "First- und Last-Mile-Solutions" zu identifizieren. Es wird zudem empfohlen, die Potenziale von verbundübergreifenden Schnellbuslinien zu prüfen.

Umweltverbund: ÖV, Rad und neue Mobilität verknüpfen

  • 3. Verknüpfungshaltestellen zu Mobilstationen erweitern
    • Fortführung und Intensivierung: Die erfolgreiche Maßnahme zur Schaffung von Mobilstationen im go.Rheinland-Gebiet weiter forcieren, insbesondere in noch nicht vollständig abgedeckten Regionen wie dem Westen (Kreis Heinsberg, Städteregion Aachen) und dem Südosten (Oberbergischer Kreis, Rhein-Sieg-Kreis).
    • Standortwahl: Priorisierung und Umsetzung von Mobilstationskandidaten entlang von SPNV- und Schnellbuslinien, um eine optimale Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel zu gewährleisten, basierend auf der Erreichbarkeitsanalyse.

      Erreichbarkeitsanalyse von Ober- und Mittelzentren mit dem ÖPNV im go.Rheinland-Gebiet

      Erreichbarkeitsanalyse von Ober- und Mittelzentren mit dem ÖPNV im go.Rheinland-Gebiet

  • 4. P+R-Potenzial ausschöpfen
    • Gezielter Ausbau von P+R-Anlagen: Fokus auf Standorte, an denen die Differenz zwischen vorhandenem Potenzial und aktuellen Parkplatzkapazitäten am größten ist.
    • Standortwahl: Priorisierung und Umsetzung von Mobilstationskandidaten entlang von SPNV- und Schnellbuslinien, um eine optimale Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel zu gewährleisten, basierend auf der Erreichbarkeitsanalyse.
  • 5. B+R-Angebote optimieren
    • Ausbau und attraktivere Gestaltung von B+R-Anlagen: Sicherstellung ausreichender Kapazitäten an Verkehrsstationen und Haltestellen.
    • Berücksichtigung aktueller Bedarfe: Angesichts der steigenden Verbreitung von E-Bikes und Lastenrädern sollte für diese die Notwendigkeit von zugangsgesicherten Stellplätzen und Zugänglichkeiten geprüft werden.
  • 6. Bikesharing fördern
    • Fokus auf Regionen ohne Angebot: Ausbau und Unterstützung von Bikesharing-Angeboten im gesamten Verbundgebiet, insbesondere in Regionen ohne flächendeckende Angebote wie Düren, Monschau und dem Oberbergischen Kreis. Kapazitäten an SPNV-Stationen.
    • Verbundübergreifende Stationen: Förderung des Betriebs und Ausbaus bestehender Bikesharing-Systeme sowie die Schaffung gemeinsamer Stationen für Fahrräder verschiedener Systeme.

      Bikesharing-Anbieter im go.Rheinland-Gebiet

      Bikesharing-Anbieter im go.Rheinland-Gebiet

  • 7. On-Demand-Ridepooling für Mobilitätssicherung
    • Ausbau in „unterversorgten“ Gebieten: Angebotsentwicklung von On-Demand-Ridepooling in ländlichen Gebieten wie der Eifel und dem Oberbergischen Kreis zur Sicherung der Mobilität.

Datenkompetenzen schaffen

  • 8. Datenkompetenz
    • Implementierung datengetriebener Angebotsplanung: Eine datengetriebene Angebotsplanung ist entscheidend für fundierte und effiziente, nachfrageorientierte ÖPNV-Entscheidungen.
    • Investition in interne Datenkompetenzen: Bestehende Entwicklungen im ÖPNV, wie digitales Ticketing, vernetzte Mobilität und Sharing-Angebote, erzeugen umfangreiche Daten. Zukünftige Angebote wie Ridepooling und autonome Fahrzeuge sind flexibler und stellen somit neue Anforderungen an die Planung und den Betrieb. Um dieses Potenzial optimal zu nutzen, wird empfohlen, in den Ausbau interner Datenkompetenzen zu investieren.
    • Entwicklung einer unternehmensweiten Datenstrategie: Zur Abstimmung, Professionalisierung und einheitlichen Durchführung von Datenaktivitäten im Verkehrsverbund, mit dem Ziel, effizientere Analysen und datenbasierte Entscheidungen für eine bedarfsgerechte Verbesserung des ÖPNV- und SPNV-Angebots zu ermöglichen.

Zukünftige Entwicklungen antipizieren

  • 9. Beobachtung Schlüsselfaktoren zur Evaluation und Anpassung der Strategien
    • Als zentrale Schlüsselfaktoren für die Mobilität von Morgen wurden der Ausbau der Infrastrukturen des Umweltverbundes, die Entwicklung der Energiepreise, politische Vorgaben zur Verkehrswende, Bewusstsein und Handlungsdruck zum Klimaschutz sowie der Ausbau vernetzter Mobilitätsangebote identifiziert. Diese Schlüsselfaktoren sollten besonders intensiv beobachtet werden, da sie einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Mobilität haben und die zentralen Indikatoren für die entwickelten Zukunftsszenarien sind.
       
  • 10.  Die Ungewissheit der Zukunft bewusst machen
    • Die vier entwickelten Szenarien für das Verbandsgebiet zeigen sehr unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten auf. Im „Alternativszenario 2035 I: Fortsetzung privater Automobilität“ sinkt der Modal Split des Umweltverbundes z. B. auf 35 %, beim „Alternativszenario 2035 II: Grüne Multimodalität“ wird von einem Anstieg auf 80 % ausgegangen. Die Bandbreite der möglichen Entwicklungen sollte sich daher immer vor Augen geführt werden.
       
  • 11.  Vorerst vom Basisszenario ausgehen
    • Der Eintritt des Basisszenarios „Szenario I: Autoorientierte Multimodalität“ erhielt in den Befragungen verbandsübergreifend die höchsten Zustimmungswerte und ist folglich aus Perspektive der Gebietskörperschaften am wahrscheinlichsten.
       
  • 12. Autonomes Fahren als „Wild Card“ ernst nehmen
    • Autonomes Fahren hat ein enormes disruptives Potenzial und könnte die Art und Weise unserer Fortbewegung signifikant verändern. In den vier aufgestellten Szenarien nimmt autonomes Fahren eine mal mehr und mal weniger wichtige Rolle ein und die Rolle autonomer Fahrzeuge variiert zwischen einer vornehmlich privaten Nutzung und der geteilten Nutzung und Einbindung in den Umweltverbund.